Drei Tage im Juni
Tyler, Anne
Aus dem Amerikanischen von Michaela Grabinger
Kein & Aber Verlag, 2025
ISBN: 978-3-0369-5040-2
204 Seiten
Darum geht's: Die Hochzeit der gemeinsamen Tochter von Gail und Max, die seit vielen Jahren geschieden sind, steht unmittelbar bevor. Max, der in diesen drei Tagen eigentlich bei Tochter Debbie unterkommen wollte, reist mit einer Katze an, für die er gerade die Pflege übernommen hat. Der Bräutigam hat aber eine Allergie, wovon Max nichts wusste. Also steht am Tag der Probezeremonie vormittags plötzlich ihr Ex-Mann vor Gails Haustüre.
Just an diesem Tag hat sie erfahren, dass an der Schule, an der sie stellvertretende Direktorin war, personelle Veränderungen bevorstehen, die auch sie selbst betreffen. Ihre Vorgesetzte, die Direktorin wird im kommenden Schuljahr die Schule verlassen. Also im September und es war bereits Ende Juni und anstatt Gail nun mitzuteilen, dass sie nun diesen Posten übernehmen wird, erklärt sie ihr, dass eine neue Rektorin, samt neuer Vizerektorin kommen wird. Also verlässt Gail, der ihre bisherige Vorgesetzte auch noch "soziale Inkompetenz" vorwarf, prompt die Schule und will nicht wieder dorthin zurückkehren.
Sie steht also beruflich vor einer neuen Herausforderung, von der sie noch nicht weiß, welche das sein soll. Außerdem heiratet am kommenden Tag ihre einzige Tochter, was sich so anfühlt, als würde sie sie verlieren. Und genau in diesem emotionalen Ausnahmezustand steht ihr Ex-Mann Max vor ihr und bittet sie, drei Tage lang bei ihr wohnen zu dürfen. Ihrer Tochter zuliebe stimmt sie dem zu und die folgenden Stunden und Tage bringen nicht nur wegen der aktuellen Geschehnisse alles durcheinander, es kommen auch unzählige Erinnerungen hervor und Debbie erfährt ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag vom wahren Trennungsgrund ihrer Eltern.
Als sich kurz vor Max' Abreise wieder alles ein wenig beruhigt hat und der Blick in die Zukunft auch wieder optimistischer ist, wollen beide den Abschied noch ein wenig hinauszögern und stellen sich unweigerlich die Frage, warum das so ist.
"Ich hatte Max unterschätzt. Als ich nach Hause kam, hatte er ein leckeres Mittagessen für uns beide zubereitet - Käsetoast und Salat -, und von Unordnung konnte fast nicht die Rede sein." (S. 34)
So geht's mir dabei: Anne Tyler ist eine tolle Autorin. Ich mag ihre unaufgeregte Erzählweise und die Fähigkeit, mit der sie durch ihre Worte die Charaktere ihrer Bücher zu so liebenswürdigen Menschen mit zahlreichen Ecken und Kanten werden lässt. Alle sind so greifbar, es fühlt sich immer so an, als würde ich die Personen kennen, von denen sie erzählt.
Was mir hier sehr gut gefällt, ist, dass die Protagonist:innen Gail und Max schon Ende fünfzig sind und mit einem gewissen Abstand auf die gemeinsame Vergangenheit zurückblicken. Aus dieser Distanz erscheint einiges klarer, manches nehmen sie jetzt mit Humor, anderes würde sie jetzt wohl nicht mehr stören und sie stellen fest, dass eine gewisse Verbundenheit doch bestehen bleibt.
Dieses Buch war mein Ruhepol an sehr aufwühlenden Tagen. Wie eine Verschnaufpause im Chaos des Alltags. Die Autorin liegt mir, die Übersetzung ist sehr gelungen.
Geht's kurz und knapp? Ein ruhiger Roman über ein Ehepaar, das seit vielen Jahren getrennt ist und anlässlich der Hochzeit der Tochter drei gemeinsame Tage verbringt. Leseempfehlung!
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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Kein & Aber Verlag.
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