Die Sache mit Rachel

O'Donoghue, Caroline

Roman

Aus dem Engl. von Christian Lux

Kiepenheuer & Witsch, Juli 2024
ISBN: 978-3-462-00385-7
400 S.


Darum geht's:
Rachel Murray ist eine irische Journalistin, die in England lebt. Auf einem Event, das sie aus beruflichen Gründen besucht, begegnet sie einem ehemaligen Kommilitonen, der sie nach dem Gesundheitszustand ihres ehemaligen Professors Dr. Fred Byrne fragt. Dieser liegt im Koma und der Studienkollege denkt, Rachel weiß vielleicht mehr darüber. Er ist unweigerlich auch einer von denen, die denken, Rachel hatte damals ein Verhältnis mit Dr. Byrne. Alle dachten das. In Rachels Erinnerung dachte ganz Cork, dass sie seine Geliebte war. Nur stimmte das nicht. Sie war es nicht, die eine Affäre mit dem Professor hatte, allerdings wurde sie dennoch irgendwie in den Betrug verstrickt und konnte die Wahrheit nie ans Licht führen. Bei der Frage nach ihm, die ihr nun mehr als 10 Jahre später gestellt wird, flammt die Erinnerung an damals wieder auf und sie beginnt, ihre Geschichte zu erzählen. 

Als sie damals mit Anfang zwanzig James Devlin kennenlernt, der schon nach wenigen Stunden ihr bester Freund zu sein scheint, hat sich Rachels Leben grundlegend verändert. Sie ist mit ihm zusammengezogen, beide haben in einer Buchhandlung gearbeitet und das markierte eigentlich den Beginn des Erwachsenwerdens von James und Rachel. Ein aufregendes Jahr kommt auf die beiden zu, das geprägt ist von Nächten, die zum Tag werden, von Liebschaften und Verhältnissen, von One-Night-Stands und Liebeskummer, von Geldknappheit, Jobverlust und Neuanfängen. Es ist das Jahr, in dem sich nicht nur eine innige Freundschaft zueinander entwickelt, sondern in dem sich auch der Weg zum eigenen Ich, zu den eigenen Zielen und Wünschen ebnet. So unterschiedlich diese Wege dann im Endeffekt auch bei beiden aussehen, so sicher ist, dass ihre Verbindung zueinander von Dauer ist. 

"James hat es dann doch geschafft, mich Jonathan abspenstig zu machen. Innerhalb eines Monats wurde ich von James auf geradezu molekularer Ebene eingenommen, und meine Persönlichkeit formte sich um ihn, wann immer es Raum dafür gab." S. 23
So geht's mir dabei: Ich habe es wirklich genossen, Rachel, James und James Carey beim Erwachsenwerden zuzusehen. Caroline O'Donoaghue versteht es, die Zeit um das Jahr 2010 zum Leben zu erwecken. Geschickt beschreibt sie, was damals noch so genannt wurde, obwohl man es heute so nicht mehr sagen würde. Worauf geachtet wurde, obwohl es heute irrelevant ist. Was noch niemand gesehen hatte, obwohl heute genau hingeschaut wird. Ihre Protagonistin ist emanzipiert, aber auf ganz andere Weise als dies nun, knapp 15 Jahre später der Fall wäre. 

Mein einziger Kritikpunkt an dem Buch ist die Distanz, die zu den Protagonisten bestehen bleibt. Ich weiß nicht genau, warum ich mich keiner Figur wirklich annähern konnte. Meine Vermutung ist, dass dies an der Übersetzung liegen könnte, die an manchen Stellen etwas sperrig wirkt. Gegen Ende des Buches wird es allerdings ein wenig besser und generell komplettiert das Ende die Geschichte auf perfekte Weise. Dadurch wird alles zu einem runden Ganzen und man schlägt das Buch mit einem wohligen Gefühl zu.

Geht's kurz und knapp? Das Buch ist ein queerer Coming of age Roman der ganz besonderen Art, passt perfekt in den Sommer, ist witzig, traurig, ernst und charmant und ich kann euch die Geschichte wärmstens empfehlen. 


Wie immer könnt ihr das Buch direkt über den Link bei der Tyrolia Buchhandlung bestellen. Das unterstützt den stationären Buchhandel und auch meinen Blog. Danke dafür. 

HERZLICHEN DANK an den KIWI Verlag für die überraschende Zusendung der wundervollen Bloggerbox. Ich habe so eine Freude damit! 









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