Ambivalenz

Nothomb, Amélie


Aus dem Französischen von 
Brigitte Große
Roman
Diogenes, 2022
ISBN: 978-3-257-07194-8
128 S. 


Darum geht's:
Dominique wird als junge Frau von einem Mann in einem Café angesprochen. Dass er sich für sie zu interessieren scheint, überwältigt sie dermaßen, dass sie seinem Charme schnell verfällt. Schließlich hat sie sich bis dahin nicht als begehrenswert empfunden. Doch offenbar war sie es und das bedeutete ihr mehr als die Tatsache, dass ihr Bauchgefühl sie eigentlich vor dieser Verbindung warnt. Sie redet sich ein, Claude, der schnell zu ihrem Verlobten wird, zu lieben und zieht mit ihm nach Paris. Sie bekommen eine Tochter, die von ihrem Vater seit dem Tag ihrer Geburt verabscheut wird. Dominique kann das nicht verstehen, denn ihr Mann hat sich sehnlichst ein Kind gewünscht und hat eine wundervolle Tochter bekommen, die nicht nur sehr artig sondern, wie sich später herausstellt, auch blitzgescheid ist. Dennoch hasst er sie und dieser Hass beruht bald auf Gegenseitigkeit. 

Dagegen liebt Dominique ihre Tochter von Herzen und so führen sie ein annehmliches Leben. Der Vater ist schließlich selten zu Hause. Als Dominique sich mit einer anderen Mutter aus der Schule des Mädchens anfreundet, ändert sich plötzlich alles. Claude schätzt und umgarnt seine Frau wieder genauso wie früher, sie gehen öfter gemeinsam aus und er ist begeistert davon, dass sie eine neue Freundin hat, mit der sie sich so gut versteht. Die Tochter hingegen verstummt mehr und mehr. 

Eines Abends hört Dominique ein Gespräch zwischen Claude und ihrer neuen Freundin und dieses Gespräch ändert alles in ihrem Leben und dem ihrer Tochter...

"Wieso hatte sie den Eindruck, dass Reine sie ansah, als ob sie blöde wäre? Sie traute sich nicht zu sagen, wie sehr sie sich freute, ihren Mann in dieser Welt der Schönen und Reichen zu präsentieren. Es wäre sein Triumph." (S. 85)

So geht's mir dabei: Wie kann man nur eine solch fulminante Geschichte auf knapp 130 Seiten schreiben? Ich verstehe im Nachhinein gar nicht, was hier passiert ist. Ich habe das Gefühl, ich hätte ein Werk gelesen, das ein ganzes Leben beschreibt. Und das habe ich ja auch. Nur eben in wenigen Stunden und das ist wahrlich eine Glanzleistung der Autorin. Es ist alles gesagt. Aber mit sehr wenigen Worten. 

Die Geschichte handelt von einem Leben voller Rachsucht und davon, was diese mit einem Menschen und mit dessen Umfeld anrichten kann. Vor allem die Figur der Tochter ist faszinierend. Und die Verbindung der beiden Frauen Dominique und Reine. 

Ich finde das Buch grandios. Mir gefällt die Sprache, die Übersetzung, die Geschichte - auch wenn mich die Unterwürfigkeit von Dominique anwiderte - und die Entwicklung des Plots. 

Geht's kurz und knapp? Ein dünnes Buch, eine kurze Geschichte mit fulminantem Inhalt. 

Hier kannst du das Buch bei der Tyrolia Buchhandlung bestellen. Damit unterstützt du den stationären Buchhandel und meinen Blog. Vielen Dank dafür!

Ich danke dem wundervollen Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar. 




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