Die Bagage

Helfer, Monika

Roman

Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN: 978-3-446-26562-2
158 S.


Darum geht's:
 Maria und Josef Moosbrugger leben Anfang des 20. Jahrhunderts am Rande eines Bergdorfes mit ihren Kindern in ärmlichen Verhältnissen. Es ist das Jahr 1914 und Josef wird zum Kriegsdienst einberufen. Seine wunderschöne Frau Maria muss alleine mit den 4 Kindern zurückbleiben. Der älteste Sohn ist gerade 11 Jahre alt, der zweitälteste 9. Dennoch verrichteten die beiden den Hauptteil der Arbeit auf dem Hof, mit den Tieren und nehmen sich auch als Beschützer der Familie wahr. Der Vater hatte zwar mit dem Bürgermeister, der ein Freund ist, vereinbart, dass dieser gut auf Maria aufpasse, während er im Krieg wäre, doch vor allem Lorenz, der ernste Neunjährige, verstand bald, dass es unter anderem der Bürgermeister war, vor dem die Mutter beschützt werden musste. Auch wenn er die Familie mit großzügigen Essensgaben bedient, meint er es nicht ausschließlich gut. Er wird von Besuch zu Besuch zudringlicher. Die Schönheit von Maria wird zu einer Bestandsprobe für seine Anständigkeit. Und schließlich übermannt ihn seine Begierde. Er will Maria unbedingt.

"Wenn sie ihn einmal lasse, nur einmal, dann werde er ihr ewig nicht mehr nachgehen. Das schwöre er. In Zeiten wie diesen sei es doch völlig egal, ob sie ihn einmal lasse, völlig egal. Niemand im Himmel schaut in diesen Zeiten in so ein Dorf am Ende eines Tals, das am Ende der Welt liegt. Was sie denn denke, das Josef in den italienischen Bergen so alles abziehe. Man bringt dort die Huren lastwagenweise in die Berge." ( S94 ff) 

Maria will fortan, dass die Kinder Heinrich, Lorenz und Kathrin nicht mehr zur Schule gehen. Walter ist ohnehin noch zu klein. Sie hofft, sie könnten sie vor dem Bürgermeister beschützen, er würde anständig bleiben, wenn die Kinder hier wären...

Schließlich wird sie schwanger und niemand im Dorf glaubt daran, dass es der Zufall sein kann, dass ausgerechnet in den 3 Tagen Fronturlaub von Josef alle Umstände so zusammenspielten, dass das Kind von ihm sei. Sie wird von den Bewohner*innen und dem Pfarrer noch mehr geächtet als zuvor, wenngleich das Schmähen des Pfarrers auch einigen deutlich zu weit geht. Auch Josef denkt, das Kind in Marias Bauch, sei nicht von ihm. Grete, die Mutter der Erzählerin, wird geboren und wird Zeitlebens nicht einmal von ihrem Vater angesehen oder angesprochen werden. 

So geht's mir dabei: Seit das Buch letztes Jahr erschienen ist, habe ich immer wieder Rezensionen und Lobeshymnen in Podcasts darüber gehört und gelesen und wusste, dass ich das unbedingt lesen muss. Die österreichische Autorin Monika Helfer erzählt in diesem Buch ihre eigene Herkunftsgeschichte, das finde ich sehr spannend. Die Erzählung dreht sich um ihre wunderschöne Großmutter Maria und die Zeit, in der sie alleine mit den 4 Kindern in den Bergen lebte. Ihre Mutter Grete ist noch nicht geboren. Sie erzählt die Geschichte aus ihrer Erinnerung an die Erzählungen ihrer Tante Kathrin. 

Diese Zeitsprünge haben mich teilweise ein wenig verwirrt, aber - was ich erst merkte, als es aufgelöst wurde - was mich gestört hat, war, dass die Erzählung bzw. das Erinnern nicht stimmig war. Es wurden manchmal Dinge erzählt, an die sie sich nicht erinnern hat können. Dass diese Passagen aus der Erinnerung und der Weitererzählung ihrer Tante Kathrin stammen und auch sie sie einfach rekonstruiert hat, wird erst relativ spät ausgeführt. Danach hat es für mich gepasst und ich konnte in Ruhe weiterlesen. 😁😁 Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sich jetzt denken "Freak". 😂😂

Also ich denke, diese Kleinigkeit wird vielen nicht auffallen und wird nur wenige stören. Abgesehen davon ist es ein sehr gutes Buch mit einer besonderen Sprache und die Tatsache, dass es eine wahre Geschichte ist, macht es für mich noch spannender. 

Geht's kurz und knapp? Wer Familiengeschichten in ärmlichen Verhältnissen, die zur Zeit des ersten Weltkrieges spielen, gern liest, der ist hier genau richtig. 

Neugierig? Hier kannst du das Buch gleich direkt bei der Tyrolia bestellen und dadurch wird auch mein Blog finanziell unterstützt. Herzlichen Dank dafür. 

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