Das Buch eines Sommers
Werde, der du bist
Kast; Bas
Diogenes Verlag, 2020
ISBN: 978-3-257-07150-4
239 S.
Darum geht's: Nicolas' Berufstraum war ursprünglich, Schriftsteller zu werden, wie sein Onkel Valentin, dem er sich sehr verbunden fühlt. Dann ist aber das Leben dazwischen gekommen. Der Vater wurde krank, seine Firma wollte weitergeführt werden, eine Familie hat er gegründet, was bekanntlich auch Geld kostet - da war es schnell vorbei mit dem Traum vom Schreiben. Mittlerweile ist er Geschäftsführer eines großen Unternehmens, hat ständig Stress, wenig Zeit für Frau und Sohn und schon überhaupt keine für die restliche Familie - zum Beispiel für den geliebten Onkel. Eines Tages erreicht ihn schließlich die Nachricht von dessen Tod. Nicolas muss mit seiner Frau und dem Sohn in das Haus, besser gesagt auf das Anwesen des Onkels, fahren, das sich auf einer Insel befindet und das Nicolas erben soll. In nächtlichen Gesprächen mit dem geheimnisvollen Christopher, an einem Ort, den Nicolas tagsüber nicht finden kann, geht er dem Sinn des Lebens auf den Grund und findet schließlich zu sich selbst.
"Ich glaube, es gibt wenige Menschen, die ein so selbstbestimmtes Leben führen, wie mein Onkel es getan hat. Wenn ihm etwas nicht gefiel, dann tat er es nicht. Was soll ich sagen? Nicht jeder kann sich so einen Lebensstil leisten. Ich könnte ihn mir nicht leisten. Ich meine, ich habe Mitarbeiter, die von mir abhängig sind. Eine Familie, dich ich ernähren muss. Valentins Leben war anders. Er war kompromisslos. Irgendwie hatte er eine Begabung dafür, keine Zeit zu verschwenden." (S. 120)
So geht's mir dabei: Mich hat es ehrlich interessiert, wie Bas Kast einen Roman schreibt, nachdem ich seinen Ernährungskompass und das dazu passende Kochbuch kenne und dem auch ziemlich viel abgewinnen konnte.
Der Roman wird auf dem Umschlag als lebensphilosophische Erzählung bezeichnet, die einen wachrüttelt. Ja. Eh. Lebensphilosophisch ist das Buch. Und wie. Lustigerweise fällt mir bei dieser Geschichte ununterbrochen der Titel des Buches ein, das ich kurz zuvor gelesen habe: "Der Sinn des Ganzen". Das würde hier so gut passen. Darum geht es im Prinzip. Um den Sinn unseres Daseins. Verpackt in einer klassischen Geschichte, die uns die Augen öffnen sollen. Für mich war das ganze aber zu gehaltlos, zu flach. Mir war nach 20 Seiten klar, wie es ausgehen wird und was die Message der Geschichte ist. Und daran hat sich auch nach weiteren 200 Seiten nichts mehr geändert. Die Erzählung plätschert dahin, wie sie plätschern muss. Sie ist oberflächlich und geht auf jede erdenkliche Art und Weise gut aus. Ich will das Buch nicht schlechter machen als es ist. Es ist eine nette Geschichte über den Manager, der erkennt, wer er sein will und das schließlich wird und alles ist gut. Vielleicht ist so eine Geschichte gerade in der jetzigen Zeit für viele ganz genau das Richtige. Für mich war es diesmal leider nichts.
Geht's kurz und knapp? Eine Erzählung über den Sinn des Lebens mit ganz viel Happy End. Nichts für mich, aber vielleicht genau richtig für dich?
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Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.
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