Sommer wie Winter
Taschler, Judith W.
Darum geht's: Die Geschwister Manu und Alexander haben einen schweren Autounfall. Wegen der Umstände des Unfalls und den dubiosen Vorkommnissen in den Wochen und Monaten davor, müssen nicht nur die beiden, sondern auch alle anderen Familienmitglieder offenbar mit Therapeuten reden. Durch diese Therapieprotokolle lernt man die Familie Winter kennen, die einen Bauernhof und eine Pension in Sölden betreibt. Lange Zeit denkt das Ehepaar Winter, dass es zu den 3 Töchtern keinen Sohn geben wird und entschließt sich daher, ein Pflegekind aufzunehmen: Alexander Sommer. Erst mit Anfang 40 bekommt Monika Winter noch einen Nachzügler: Andreas Winter.
Man erfährt vor allem aus der Erinnerung von Alexander und Manu von der beschwerlichen und arbeitsintensiven Kindheit auf dem Hof und von den Anstrengungen mit den Touristen.
Mit zunehmendem Alter will Alexander herausfinden, wer seine leibliche Mutter war und fängt an, Nachforschungen zu betreiben. Dadurch lüftet sich bald ein Geheimnis, mit dem niemand gerechnet hat.
"Ich habe den Zeitungsartikel nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Auswendig habe ich ihn können. Vor allem den Satz 'Bekannte vermuten, dass die labile junge Frau ihren Traum von einer Auswanderung wahr gemacht hat' ist in mir abgelaufen wie so eine hängen gebliebene Schallplatte.
Sie ist ausgewandert, ohne mich mitzunehmen! Ich habe ständig daran denken müssen." S. 59
So geht's mir dabei: Die Geschichte hat mich richtig gefesselt. Wie schon Taschler's "Die Deutschlehrerin", konnte ich mich auch von diesem Roman kaum losreißen. Natürlich sind die Protokolle sehr kurzweilig und es liest sich fast wie ein Dialogroman. Überrascht hat mich, als ich zum Schluss gesehen habe, dass es sich um Judith W. Taschler's Debüt handelt. Ihre Stilsicherheit und die Authentizität, die sie den einzelnen Figuren dadurch verleiht, gibt einem nicht das Gefühl, einen Debütroman zu lesen.
Man merkt bereits zu Beginn, dass etwas schreckliches passiert sein muss in dieser Familie Winter, versteht die Zusammenhänge aber erst nach und nach. Dies hat das ganze Buch für mich sehr spannend gemacht. Teilweise ist mir vorgekommen, ich habe es mit einem Krimi zu tun.
Die Leichtigkeit, mit der sich die Protokolle lesen lassen, ist bewundernswert, wenn man an die Schwere der Themen denkt, die dieser Roman behandelt. Trauer, Einsamkeit, Scheinheiligkeit, Ausgrenzung und noch einige mehr. Aber ich will nicht zu viel verraten. Vielleicht hat ja doch der eine oder die andere von euch das Buch noch nicht gelesen.
Was mir fehlt ist ein zu Wort kommen eines Therapeuten. Wenn ich ausschließlich Protokolle von Therapeuten lesen, würde ich gerne wissen mit wem ich es hier zu tun habe, wer hier protokolliert. Aber gut, für die Handlung ist es freilich unerheblich. Und noch etwas muss ich bemängeln, dafür kann die Autorin aber vermutlich nichts: Der Klappentext stimmt für mich absolut nicht mit dem Inhalt überein.
Geht's kurz und knapp? Mir hat es sehr gut gefallen. Spannend, mitreißend, berührend. Ich kann es jedenfalls empfehlen. Obwohl mich als Mama eine bestimmte Szene nicht so schnell wieder loslassen wird...
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Tyrolia
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Goldmann Verlag, 2013
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